Kriegsschauplätze gibt es mittlerweile viele auf der Welt. Doch keiner erfährt dabei so wenig Aufmerksamkeit in der öffentlichkeit wie der (Handels-) Krieg zwischen den Discounter Platzhirschen Aldi und Lidl. Beide kämpfen erbittert um die die ewige Führungsposition auf dem Markt.
Doch wer hat die Nase vorn? Jetzt sprechen „Analysten“ über die geheimen Internas der Branchenriesen.
(M)eine Vorstellung der Extraklasse: Aldi
Mein Name ist Aldi. Die Abkürzung steht für Albrecht- dem Nachnamen der Gründerväter- und Diskont; der deutschen Bezeichnung für Discounter. Genau das bin ich auch. Ein stationäres Einzelhandelsunternehmen, das seine Waren dauerhaft unter den marktüblichen Preisen anbietet.
Und der Erfolg gibt mir recht. Nicht umsonst gelte ich mit einem weltweiten Umsatz von rund 70 Milliarden Euro (Aldi Nord+Süd) als unangefochtener Branchenprimus.
Unterstützt werde ich dabei von rund 184 000 Mitarbeitern (ca. 124 200 Aldi Süd und ca. 60 000 Aldi Nord) weltweit. Diese sind global auf meine knapp 3500 betriebenen Filialen verteilt. Schwerpunkt dabei sind die USA mit ca 1610 Filialen (Aldi Süd) und Frankreich mit mehr als 900 Filialen (Aldi Nord)
(M)eine Vorstellung der Extraklasse: Lidl
„Ich bin dein größter Konkurrent und vielleicht schon bald derjenige der dich vom Thron stößt!“ richtet Lidl seine Kampfansage an Aldi. Zusammen mit meiner („Supermarkt“-) Schwester hätte ich dich in der zugehörigen Schwarz Gruppe mit meinen rund 90 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2016 bereits weit überholt. Alleine liefere ich mir mit dir mit meinen knapp 65 Mrd. Euro Millarden Euro ein Kopf an Kopf Rennen im Wettbewerb.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis ich der Alleinherrscher auf dem Discount-Markt bin. Ein ganzes Heer von Mitarbeitern (ca. 215 000) treibt dabei meine Expansionspläne voran. Rund 9900 Filialen sind bereits auf dem Globus verstreut. Ich habe mich sogar an Länder herangetraut, in denen du, mein lieber Aldi, noch gar nicht aktiv bist. Ich sag nur Italien, Griechenland oder Polen.
Und es werden noch mehr. Für 2018 hab ich (m)einen Markteintritt in Serbien geplant.
Aber komm mir bitte nicht mit niveaulosen Aussagen wie „der Schwarz Markt greift eben um sich!“ Wir haben schon genau gewusst warum wir 1973 bei der Eröffnung des ersten Lidl Ladens In Ludwigshafen böse Wortspiele mit dem damaligen Boss Dieter Schwarz (Schwarz Markt haha) vermeiden wollten. Der Name unserer Gründungsurväter Lidl- ein Kosename für Ludwig- stand aktuell eben nicht zur Verfügung. Da mussten wir ja einem Berufsschullehrer namens Ludwig Lidl seine Namensrechte für 1000DM abkaufen, um den Grundstein für den Wiederkernnungswert unseres Imperiums zu legen.
Sparsamkeit hat einen Namen: Aldi
Früher hieß das Tante Emma Laden. Heute heiß das Aldi. Als unser Vater, der Vater von Karl und Theo Albrecht; Karl Albrecht sen. 1913 in der Essener Huestr. 89 einen „Handel für Backwaren“ eröffnete, konnte er nicht ahnen, was einmal daraus werden würde. Die Sternstunden begannen nach dem Zweiten Weltrieg, als wir die beiden Brüder im zerstörten Nachkriegsdeutschland mithalfen den Laden Schritt für Schritt wiederaufzubauen. Unser Idee: Mit einem übersichtlichen Sortiment zu fairen Niedrigpreisen in wirtschaftlichen Notzeiten den Menschen eine Grundversorgung in allen Bereichen zu gewährleisten.
Das hat damals den Nerv der Zeit getroffen. Von dieser Überzeugung sind wir bis heute nicht abgewichen. Ein guter Preis ist auch heute noch das beste Argument um bei uns einzukaufen. Bei unserem spartanischen Auftritten haben wir immer Wert auf Authenzität gelegt: Unser einziger Luxus war damals in den Nachkriegsjahren ein eigenes Auto.
Sämtlichen Schnickschnack (Lobbyarbeit; übertriebene Werbeversprechen/Fernsehwerbung, selbstdarstellerische Interviews oder Auftritte im Rampenlicht haben wir immer zum Wohl unserer Kunden vermieden.
Dein Image ist mein Gewinn: Lidl
„Willst du eine Banane?“ Dann hol sie dir bei Lidl!“ empfiehlt Dieter Schwarz. Denn die gibt es auch heute noch bei uns. Nicht erst seit Vater Josef Schwarz 1930 in die Südfrüchte Handlung Lidl & Co als Komplementär eingetreten ist.
Denn auch dieser Handel wurde durch den Krieg zerstört und konnte erst binnen 10 Jahren – nicht zuletzt durch den Eintritt in die A & O Handelskette, wieder erfolgversprechend aufgebaut werden.
Das asketische Prinzip der Aldi Brothers war Familie Schwarz nicht entgangen. Ohne viel Primporium eine Handelskette aus dem Boden zu stampfen, sich selber nicht bei Unternehmensentscheidungen in die Karten schauen zu lassen, ein gut strukturiertes übersichtliches Sortiment zum besten Preis anzubieten und ohne ein riesen Budget für Werbung auszukommen, begeisterte Dieter Schwarz so sehr, dass er nach dem Ableben seines Vaters 1974 es auf Lidl übertrug. Seitdem zählt Lidl als noch größerer Geheimniskrämer als Aldi.
Ein autokratischer Führungsstil ist wieder gefragt: Bei Aldi
Wer sich heutzutage über Typen wie Trump; Erdogan und Putin aufregt hat wohl noch keinen Blick in die Chefsessel von Aldi geworfen. Auf höchster Ebene tagen alle zwei Monate die Manager unseres Konzerns im Verwaltungsrat in Essen. Sie treffen sämtliche operativen Entscheidungen von der Auswahl neuer Produkte bishin zu den Leitlinien für eine Mitarbeiterkarriere im Konzern. Eine wirkliche Abstimmung ist das aber nicht. Denn eigentlich zählt doch nur der Wille von unserem Theo bzw. seinem Nachfolger Hartmuth Wiesemann. Der kann beurteilen was für unser Unternehmen gut ist. Der hat immerhin schon vor 50 Jahren bei uns gelernt.
Wenn wir also systematisch einen Betriebsrat verhindern wollen oder unauffällige Mitarbeiter ohne Hochschultitel mit Praxisorientierung und Bereitschaft für harte, körperliche Arbeit unter Zeitdruck bevorzugen, dann hat das schon alles Hand und Fuß.
Ein autokratischer Führungsstil ist wieder gefragt: Bei Lidl
Das sehen auch wir so von der Schwarz Gruppe. Deshalb haben wir auch unsere Mitarbeiter im Namen unserer restriktiven Firmenpolitik gezielt bespitzelt. In ellenlangen detailgetreuen Protokollen mussten wir erfassen wer während der Arbeitszeit Gespräche führt, wann wie oft zur Toilette geht oder mit wem ein Techtelmechtel hat. Das geht schließlich nicht. In unserem harten Wettbewerb zählt nur Leistung, nicht der Mensch.
Deshalb sollte diese Vorgänge nie ein Betriebsrat zu hören bekommen, den wir bis dato immer erfolgreich verhindert haben.
Lieben wir wenigstens Lebensmittel: Aldi?
Jetzt haben wir ein Problem. Die „Geiz ist Geil Mentalität“ weicht langsam aber sicher wieder einem Qualitätsbewusstsein. Jetzt zählt auf einmal nicht nur mehr der beste Preis, sondern auch wieder die beste Qualität.
Lebensmittelmärkte wie Edeka und Rewe wollen uns mit ihrer Qualitätsoffensive (Gut & Günstig) Kunden abluxen.
Bereits Anfang der 90er Jahre haben wir mit verschiedenen Maßnahmen unsere Qualitätsoffensive gestartet:
- Wir gingen eine Partnerschaft mit Medion ein und brachten erstmals Gebrauchsgüter wie PC’s etc. unter der Eigenmarke Tevion auf den Markt
- Wir haben uns mit Schnäppcheneisen und Prepaid Handytarifmodellen sowohl im Reise- als auch Mobilfunkmarkt erfolgreich positioniert
- Wir verkaufen Eigenmarken, die von namhaften Herstellern produziert werden
Doch da all das gegen die immer größer werdende Supermarkt Konkurrenz nicht mehr rausreicht, haben wir in einem letzten Schritt auch noch bekannte Marken wie z.B. Coca Cola gelistet.
Lieben wir wenigstens Lebensmittel: Lidl?
Dieser Clou liegt schon längst hinter uns. Markenartikel finden die Kunden bei uns genauso wie Eigenmarken. Verreisen kann man mit Lidl ebenfalls. Nur die Leute müssen endlich wieder sehen, dass sich das lohnt. Unser Imagewechsel besteht nicht zuletzt nach dem Überwachungsskandal- aus einer aufwendigen Werbekampagne, die nur eines sagen soll: Lidl lohnt sich.
Allein der Besuch in unseren Filialen lohnt sich. Sie sind jetzt heller und freundlicher konzipiert und dennoch steht alles an seinem Platz. Wer dennoch sich nicht zu uns traut, ist wahrscheinlich schon Stammkunde in unserem wachsenden Online-Shopgeschäft.
Aus den beiden Billigheimern erwachsen langsam Edelshops.
Doch je mehr sich die Discounter den Supermärkten anpassen desto größer ist die Gefahr , dass ihre Authenzität verloren geht.
Sie spielen mit dem Feuer.
Und vielleicht gewinnt am Ende Edeka den Handelskrieg…